Impuls zu Pfingsten

"Hey, Pippi Langstrumpf"

Impuls

Am Freitag vor Pfingsten war was los im frauenzimmer der Wohnungslosenhilfe Innere Mission Bremen. Drinnen und draußen mischen sich viele Stimmen, Lachen und immer wieder Musik. Der Tagestreff besteht seit 20 Jahren und hat zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Es ist ein fröhliches Fest. Als die Musiker*innen mit Geige und Daf, einer persischen Trommel, das Pippi-Langstrumpf-Lied anstimmen, wippe nicht nur ich im Rhythmus mit.

2 x 3 macht 4
widdewiddewitt
und Drei macht Neune!
Ich mach’ mir die Welt
widdewidde
wie sie mir gefällt.

Hey, Pippi Langstrumpf
trallari trallahey
tralla hoppsasa
Hey, Pippi Langstrumpf,
die macht, was ihr gefällt.

Erinnerungen an die Geschichte von Pippi Langstrumpf werden wach. Pippi, die so stark ist, dass sie ein Pferd mit ihren Armen über Kopf in die Luft stemmen kann. Die Neunjährige entspricht weder dem Bild eines Mädchens um 1945 noch späterer Jahre. Doch seit bald 80 Jahren zieht sie Kinder und Erwachsene in ihren Bann.

Astrid Lindgren erzählt mit Pippi Langstrumpf eine großartige Fantasiegeschichte. Kein Mädchen ist so stark, dass es ein Pferd heben kann. Dieses Bild und die Geschichte wie die von Pippi zeigen: da geht mehr, als wir denken. Das gibt Hoffnung. So ist es auch mit Geschichten der Bibel, wie der vom Pfingstwunder in der Apostelgeschichte. Viele Menschen treffen zusammen, sie sprechen unterschiedliche Sprachen, ein ziemliches Durcheinander. Und dann beginnen auf einmal sogar die Jünger Jesu in anderen Sprachen zu predigen, „wie der Geist ihnen eingab zu reden“. Dennoch funktioniert es mit der Kommunikation.

„Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagt der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick. Einander verständigen und verstehen geschieht auf verschiedene Art und Weise. Wie gut, wenn das gelingt. Doch selbst wenn sich alle bemühen und das Beste wollen, geht Kommunikation auch mal schief. Konflikte entstehen, brechen auf und dann wird alles irgendwie schwierig.

In der Geschichte vom Pfingstwunder in der Bibel geschieht etwas Spannendes. Gerade noch waren die Jünger frustriert und mutlos, als sie plötzlich eine große Kraft belebt. Sie beginnen von Jesus Christus zu erzählen. Jede*r kann sie in der eigenen Sprache verstehen. Sie sprechen nicht die Sprache der Angst, sondern der Liebe. Das ist die Sprache Jesu, sie und der Geist von Pfingsten bewirken, dass Menschen sich befreit und zugleich einander verbunden erleben. Viele lassen sich taufen. Das ist der Geburtstag der Kirche.

Diese und andere Geschichten der Bibel bauen auf eine Macht, die noch stärker ist als die Kraft einer Pippi Langstrumpf. Auf Gott, der mit seiner Liebe Tod und Angst besiegt hat. Auf Gottes heiligen Geist, der uns aufrichtet und belebt, weil er Jesus und sein Wirken lebendig hält. Daran glauben bedeutet, immer das Gute zu hoffen, so würde es wohl Astrid Lindgren sagen. Gottes Geschichten schaffen eine neue Wirklichkeit, in der auch in aussichtslosen Situationen neue, aussichtsreiche Perspektiven entstehen können. Für jede und jeden ganz individuell und auch in der Gemeinschaft, ganz gleich an welchem Ort wir gerade sind und zu jeder Zeit.

Pastorin Ute Schneider-Smietana
Diakonische Vorständin/Vorstandssprecherin

Bibeltext zum Nachlesen: Apostelgeschichte 2, 1-21