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Impuls zum Mai

"Bremer:innen helfen Bremer:innen"

Impuls

„Not, die man nicht sieht, ist immer noch Not.“ Das war die Erkenntnis von Bremens Bürgermeister Wilhelm Kaisen, in der schwierigen Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Er selbst krempelte die Ärmel hoch und half beim Wiederaufbau. Er hatte verstanden, auch wenn Menschen keine Lumpen tragen, so ist sie da, die Armut. Doch man muss genau hinschauen! Auch heute.

Viele Menschen blicken derzeit mit Sorge in die Zukunft. Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein. Politische Linien haben sich verschoben. Die wirtschaftliche Stabilität hat gelitten und steht aufgrund der weltpolitischen Entwicklungen weiter unter Druck.

Als Diakonie erleben wir hautnah mit was Menschen bewegt. Spricht man mit den Mitarbeitenden in unseren Mitgliedseinrichtungen weitet das den Blick für Hilfsbedürftigkeit. Viele sind betroffen: Kinder, ältere Menschen, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung, Migranten und viele, zu viele andere mehr. Sie alle sind Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt. Wir müssen sie sehen und ihre individuellen Problemlagen verstehen um zu helfen.

So pragmatisch wie Wilhelm Kaisen die Ärmel hochkrempelte, so pragmatisch ging es auch weiter. Er gründete die Wilhelm Kaisen Bürgerhilfe, denn: Wer seine Stadt liebt, sorgt sich auch um seine Menschen.

In diesem Jahr feiert die Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe ihr 80-jähriges Jubiläum. Seit dieser Zeit sammelt die Bürgerhilfe Geld und sorgt dafür, dass es vor Ort durch die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege für Hilfsprojekte eingesetzt wird. Wilhelm Kaisen hat damit etwas ins Leben gerufen, das nie an Bedeutung verloren hat: Bremer:innen helfen Bremer:innen.

Die Zahl der Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, ist ungebrochen hoch. Deshalb ist es wichtig, dass Bremen weiterhin auf ein Netzwerk von Hilfsangeboten setzen kann, das auf ehren- und hauptamtliches Engagement und Spendenbereitschaft fußt und dadurch immer wieder starke Zeichen der Solidarität setzen kann. Dieses Mittun der Bevölkerung zeigt, dass Zusammenleben nur im Miteinander gelingt.

Es braucht jedoch auch das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit eines Staates, auch des Wohlfahrtsstaates und seiner Akteure. Und hier haben sich die Ausgabeprioritäten stark verschoben. Immer weniger Mittel stehen für soziale Daseinsfürsorge zu Verfügung. Schon jetzt ist an vielen Stellen der Abbau von sozialen Unterstützungsleistungen spürbar. Ich beobachte diese Entwicklung mit Sorge und als Landesverband versuchen wir dazu beizutragen, dass Menschen das Vertrauen in unseren Sozialstaat nicht verlieren. Wir setzen uns für die Belange derer ein, die oft nicht gehört werden.

Doch auch jede und jeder einzelne von uns ist aufgefordert, aufzustehen und mutig einzustehen für Nächstenliebe, Menschenrechte und Zusammenhalt. Wir alle können für eine Kultur des Mit- und Füreinanders einsetzen. Denn wer seine Stadt liebt, sorgt sich auch um seine Menschen.

Am 22. Mai, den Geburtstag von Wilhelm Kaisen, wird wieder das sogenannte „Bremer Loch“ geleert. Ein zur Spendenbox umfunktionierter Gully-Deckel vor Bremens Bürgerschaft, der in der Mitte einen Schlitz für den Münzeinwurf hat. Wer dort Geld einwirft, bekommt die Bremer Stadtmusikanten zu hören. Abwechselnd bedanken sich Esel, Hund, Katze oder Hahn. Die eingeworfenen Münzen kommen der Bürgerhilfe zu Gute, die damit Projekte in unserer Stadt unterstützen. Frei nach dem Motto: Bremer:innen helfen Bremer:innen.

Karin Altenfelder
Vorständin Diakonie Bremen
www.diakonie-bremen.de