
Dieses Jahr ist es so schön zu beobachten: Der Winter holt immer wieder zu Rückschlägen aus. Wochenlanger Frost, alles ist in der Entwicklung stecken geblieben. Dann kommt Tauwetter, milde Frühlingstage. Hoffnung, dass der Frühling sich durchsetzt. Aber nach einer Woche ist die Kälte wieder da, sogar ein bisschen Schnee. Hört das denn gar nicht auf?
Trotzig und fröhlich sein
Ich fand ein Motiv draußen im Park. Dieser optimistische Frühblüher, der sich auch an den kältesten blauen Tagen mit eisigem Wind nicht einschüchtern lässt. Der einfach seine Pracht entfaltet, trotzig und fröhlich. Auch wenn ihn der Frost schneidet. Ein schönes Bild für die Bedeutung von Ostern: Trotzig und fröhlich sein. Sich nicht beirren lassen von dem, was geschieht, was uns die Sprache verschlägt, was wir täglich wahrnehmen an Gewalt und Ungerechtigkeit. Und sich nicht den Mut nehmen lassen für das Engagement, auch wenn wir immer hören, das seien nur Tropfen auf heiße Steine.
Der Bann des Schrecken
Wie leicht lassen wir uns bannen vom Blick auf den Schrecken. Aber das hieße im Schatten des Kreuzes vom Karfreitag zu bleiben, dem Symbol für die unzählig oft belegte Erkenntnis, dass sich die Starken durchsetzen mit allen Mitteln. Wir würden ihnen den Platz räumen und letztlich Recht geben.
Das Lied des Lebens
Doch da, wo wir uns nicht die Sprache verschlagen lassen und wiedersprechen, rührt sich österlicher Geist. Er will die Welt nicht denen überlassen, die Gewalt ausüben und sich durchsetzen. Er erkennt die Torheit ihrer Strategien, auch wenn sie brutalen Erfolg haben. Österlicher Geist will sich auch nicht die Fröhlichkeit nehmen lassen, das Leben zu feiern und sich zu freuen. Das Auferstehen des Gekreuzigten öffnet den Mund der Stummen und lässt sie trotzig ihr Lied des Lebens singen.
Wie diese Blüten, die dem eisigen Wind ihre Schönheit entgegensetzen.
Gedanken von Pastor Jürgen Mann
Seelsorger beim Verein für Innere Mission in Bremen